0.6 C
Warschau
Mittwoch, November 26, 2025
spot_img

Polnische SAR-Satelliten und die PIAST-Konstellation – strategische Entwicklung der polnischen Weltraumtechnologien

In den nächsten Tagen sollen im Rahmen der Mission SpaceX Transporter-15 fünf polnische Satelliten gestartet werden. Unter anderem werden der erste polnische SAR-Satellit, drei PIAST-Nanosatelliten und die Konstruktion SatRev in die Umlaufbahn gebracht. Der Starttermin wurde mehrmals geändert – ursprünglich war vom 11. November die Rede, dann tauchten die Daten 19./20. November auf. Derzeit gilt der 26. November als Termin. Solche Verschiebungen sind für Weltraummissionen typisch, ändern jedoch nichts an der Bedeutung des Ereignisses, das den Höhepunkt mehrerer Jahre intensiver Entwicklung der nationalen Orbitaltechnologien darstellt.

Der Start erfolgt von der Vandenberg-Basis in Kalifornien, und die polnische Fracht steht für die Reife und die wachsenden Ambitionen des polnischen Raumfahrtsektors – sowohl der wissenschaftlichen Einrichtungen als auch der privaten Unternehmen, die in den letzten Jahren eine Infrastruktur, Kompetenzen und technische Ressourcen aufgebaut haben, um vollständige Satellitenmissionen durchführen zu können.

SAR-Satelliten von ICEYE – polnische Radarinfrastruktur, die auf der Grundlage der lokalen Industrie aufgebaut wurde

Das wichtigste Element der Mission auf polnischer Seite ist der SAR-Radarsatellit von ICEYE. Das Synthetic Aperture Radar ermöglicht eine wetter- und lichtunabhängige Bildgebung mit einer Auflösung von bis zu 25 Zentimetern. Diese Technologie wird von den fortschrittlichsten Aufklärungssystemen der Welt eingesetzt.

ICEYE ist ein Beispiel für ein Unternehmen, dessen polnische Niederlassung zu einem bedeutenden Produktions- und Entwicklungszentrum geworden ist. In Polen werden unter anderem folgende Bereiche entwickelt:

  • Satellitensubsysteme,
  • Komponentenintegration,
  • Bodensegment und Telekommunikationsinfrastruktur,
  • Software zur Verarbeitung von Radarbildern.

Das Programm mit drei SAR-Satelliten (mit der Möglichkeit einer Erweiterung um weitere Einheiten) im Wert von ca. 860 Millionen PLN ist eines der wichtigsten Projekte zur Entwicklung der polnischen Kompetenzen im Weltraum. Der erste Satellit wurde nur wenige Monate nach Unterzeichnung des Vertrags fertiggestellt – ein in der Raumfahrtbranche seltenes Tempo.

Die PIAST-Konstellation – Nanosatelliten auf der HyperSat-Plattform, entwickelt von polnischen Unternehmen

Die zweite Säule der polnischen Beteiligung an der Mission sind drei Nanosatelliten des PIAST-Programms, die auf der nationalen HyperSat-Plattform basieren, die von Creotech Instruments entwickelt wurde. Diese Plattform ist ein seit Jahren entwickeltes modulares Satellitensystem, das für viele Arten von Missionen eingesetzt werden kann – militärische, Forschungs- oder kommerzielle.

Die PIAST-Satelliten sind ausgestattet mit:

  • optischen Sensoren,
  • Laserinstrumenten zur gegenseitigen Positionierung,
  • UHF/VHF-Kommunikationssystemen,
  • experimentellen Lösungen für stereoskopische und formative Beobachtungen.

Das gesamte Projekt entstand im Rahmen des SZAFIR-Programms, in dem die Militärische Technische Akademie eine Schlüsselrolle spielt. Sowohl der Orbitalbereich als auch das bodengestützte Missionskontrollzentrum wurden in Polen gebaut und getestet.

Das Ergebnis ist ein System, das nicht nur zu Forschungszwecken dient, sondern eine vollwertige Konstellation ist, die nach dem Start in den realen Betrieb gehen wird.

SatRev – der wachsende private Raumfahrtsektor in Polen

Im Rahmen der Mission wird auch der von SatRev gebaute Nanosatellit PW6U ins All gebracht. Das Unternehmen ist seit 2016 in Polen tätig und hat ein eigenes Missionskontrollzentrum, Produktionsanlagen und Empfangsstationen aufgebaut. Nach Angaben des Unternehmens soll der Satellit PW6U Projekte in folgenden Bereichen unterstützen:

  • Umweltüberwachung,
  • Präzisionslandwirtschaft,
  • Infrastrukturanalysen,
  • Daten- und Satellitenanalysedienste.

SatRev ist ein Beispiel dafür, dass der polnische Privatsektor in der Lage ist, vollständige Projektzyklen – vom Bau von Satelliten bis zu deren Betrieb im Orbit – durchzuführen und Erfahrungen in internationalen Missionen zu sammeln.

Bodensegment – vollständige Kontrolle über die Mission vom polnischen Territorium aus

Ein wichtiger Teil des gesamten Vorhabens ist die Entwicklung des Bodensegments, die hauptsächlich von der Militärtechnischen Akademie und Creotech Instruments durchgeführt wird. In Polen gibt es:

  • das Zentrum für Satellitenmissionskontrolle der Militärtechnischen Akademie,
  • die Infrastruktur für Kommunikation und Telemetrie,
  • Datenempfangssysteme,
  • Analyse- und Rechenkapazitäten.

Das bedeutet, dass der überwiegende Teil der Technologiekette – von der Missionskontrolle bis zur Datenverarbeitung – in Polen realisiert wird, was die nationale operative Unabhängigkeit stärkt.

Warum ist dieser Start auch für Unternehmer wichtig?

Polnische Satelliten im Orbit sind nicht nur eine wissenschaftliche und technische Errungenschaft. Sie eröffnen auch neue Möglichkeiten für Unternehmen aus verschiedenen Branchen, die nicht unbedingt direkt mit der Raumfahrt zu tun haben.

1. Wachsender Markt für satellitengestützte Dienste

Die von den Satelliten SAR und PIAST gewonnenen Radar- und optischen Daten können in folgenden Bereichen eingesetzt werden:

  • Infrastrukturüberwachung,
  • Umweltanalysen,
  • Dienstleistungen für Energie, Transport und Logistik,
  • Versicherungen und Risikobewertung,
  • Krisenmanagement.

Dies eröffnet neue Möglichkeiten für Unternehmen, die Software, Analysesysteme und KI-Lösungen entwickeln.

2. Reale Möglichkeiten der Zusammenarbeit in Lieferketten

ICEYE, Creotech und SatRev sind ständig auf der Suche nach:

  • Subunternehmern,
  • spezialisierten Komponenten,
  • elektronischen und optischen Subsystemen,
  • Technologiedienstleistungen und F&E.

3. Entwicklung eines Hightech-Ökosystems

Die Starts von Satelliten zeigen, dass Polen in der Lage ist, Folgendes zu entwickeln:

  • Satellitenplattformen,
  • Bordcomputer,
  • Stromversorgungssysteme,
  • Sensoren und Optik,
  • Software zur Datenverarbeitung.

Dies bedeutet neue Möglichkeiten für Technologieunternehmen, die bisher nicht in der Raumfahrtbranche tätig waren, aber über Kompetenzen verfügen, die in deren Wertschöpfungskette nützlich sind.

4. Möglichkeit der Kommerzialisierung von Dual-Use-Technologien

Die Satelliten SAR und PIAST sind Dual-Use-Projekte, was bedeutet, dass die im Rahmen dieser Projekte entwickelten Technologien sowohl vom Militär als auch vom privaten Sektor genutzt werden können.

Dies schafft Raum für Unternehmen aus Branchen wie:

  • Optik,
  • Photonik,
  • Elektronik,
  • Automatisierung,
  • Software und Datenwissenschaft.

Der geplante Start polnischer Satelliten – darunter ein fortschrittlicher SAR-Satellit – ist nicht nur ein technisches Ereignis. Er zeigt die Reife und Kompetenz des polnischen Raumfahrtsektors, der bereits heute in der Lage ist, komplette Satellitenmissionen vom Entwurf bis zum Betrieb im Orbit durchzuführen. ICEYE, Creotech Instruments, SatRev und die Militärische Technische Akademie bauen in Polen Infrastrukturen und Technologien auf, die noch vor wenigen Jahren nur den größten globalen Akteuren zugänglichwaren.

Dies ist ein Weg, der die heimische Industrie stärkt, neue Kooperationsmöglichkeiten für Unternehmer eröffnet und die Grundlage für langfristige technologische Kompetenzen schafft, die zu einer der Säulen einer innovativen Wirtschaft in Polen werden können.

Related Articles

Folgen uns
- Advertisement -spot_img

Latest Articles