Ab dem 31. März 2025 gilt eine neue Version des Programms „Saubere Luft“, das ein wichtiges Instrument zur Unterstützung der energetischen Modernisierung von Einfamilienhäusern in Polen ist. Auch wenn das Ziel – die Verbesserung der Luftqualität und die Steigerung der Energieeffizienz – unverändert bleibt, bringen die neuen Regeln erhebliche Einschränkungen für Hersteller und indirekt auch für Investoren mit sich. Besonders umstritten ist die Entscheidung, den Zugang zu Finanzmitteln ausschließlich auf in Europa hergestellte Geräte zu beschränken.
Europäische Produktion als Voraussetzung
Gemäß den veröffentlichten Richtlinien kommen nur Geräte, die in der Europäischen Union oder der Europäischen Freihandelsassoziation (EFTA) hergestellt, getestet und zertifiziert wurden, für die sogenannte Green Equipment and Materials List (GEM) in Frage, die die Grundlage für die Förderfähigkeit bildet. Diese Änderung betrifft Unternehmen, deren Lieferketten auf Produktion außerhalb Europas basieren – insbesondere Hersteller von Wärmepumpen und Heizsystemen aus Asien, die bislang einen bedeutenden Teil des polnischen Marktes ausmachten.
Die Branche zeigt sich besorgt. Vertreter von Organisationen wie PORT PC und APPLiA Polska weisen auf die mangelnde öffentliche Konsultation und ungenaue Kriterien für die Definition von „europäischer Produktion“ hin. Es besteht die Befürchtung, dass die neuen Vorschriften Geräte diskriminieren könnten, die trotz europäischer Qualitätszertifikate die formalen Anforderungen an die geografische Herkunft nicht erfüllen.
Risiko von Desinvestitionen und eingeschränktem Wettbewerb
Aus Sicht in- und ausländischer Investoren haben die neuen Regelungen schwerwiegende Auswirkunge. Einige globale Marken könnten sich vom polnischen Markt zurückziehen oder ihre Präsenz deutlich reduzieren, wenn ihre Produkte vom Programm ausgeschlossen werden. Dies könnte wiederum zu einem Rückgang des Wettbewerbs und zu höheren Preisen für Endkunden führen.
Auf der anderen Seite könnten Hersteller, die bereits über eine europäische Produktionsinfrastruktur verfügen oder bereit sind, diese auszubauen, gestärkt werden. Für Investoren bedeutet dies die Notwendigkeit, ihr Lieferantenportfolio zu überarbeiten und gegebenenfalls eine Kapitalbeteiligung an lokalen Montagewerken oder Zertifizierungsstellen in Betracht zu ziehen.
Auftragnehmer unter der Lupe
Die neue Programmversion sieht auch strengere Anforderungen für Installationsunternehmen vor. Verpflichtende Energieaudits, vereinheitlichte technische Standards und ausgeweitete Qualitätskontrollen erhöhen den Druck auf kleinere Unternehmen, die die neuen Verfahrensanforderungen nicht erfüllen können. Dies führt zu einer allmählichen Konsolidierung des Marktes für Auftragnehmer, was aus Sicht der Investoren die Transparenz und Vorhersehbarkeit erhöht, gleichzeitig aber die betriebliche Flexibilität einschränkt.
Öffentliche Förderung – weiterhin ein wichtiger Bestandteil
Trotz der Kontroversen verfügt das Programm über eine Rekordfinanzierung – 10 Milliarden PLN aus dem Modernisierungsfonds – und eine neue Steuerungsstruktur, in der die Kommunen eine größere Rolle spielen. Dies stärkt die lokale Umsetzungskapazität und kann die Projektrealisierung beschleunigen. Ohne klare und einheitliche Regeln für die Gerätequalifizierung besteht jedoch die Gefahr von Verzögerungen und Auslegungsstreitigkeiten auf der Entwurfsebene.
Empfehlungen für Investoren
Angesichts der Änderungen empfiehlt es sich, das Investitionsengagement sowie potenzielle Auswirkungen auf laufende und geplante Projekte zu überprüfen:
- Überprüfen Sie die Konformität der Produkte mit der aktualisierten Liste der ZUM (große industrielle Verbraucher) – mit Schwerpunkt auf der Herkunft der Komponenten und den Zertifizierungsverfahren.
- Erwägen Sie Investitionen in lokale Produktions- oder Zertifizierungskapazitäten, insbesondere im Bereich Wärmepumpen.
- Analysieren Sie den Markt für Auftragnehmer auf Konsolidierung und mögliche Übernahmen.
- Beobachten Sie die Gesetzeslage und die Positionen der Branchenverbände – aufgrund des Marktdrucks und der Intervention der Europäischen Kommission sind regulatorische Anpassungen möglich.